6. Juli 2020
Elisa
Wer eine Website hat und im WWW angekommen ist, landet über kurz oder lang auch bei Facebook. Instagram ist da nicht weit – nicht nur im übertragenen Sinne, weil die Bildplattform mittlerweile zum Global Player mit dem großen blau-weißen Icon gehört. Was lange verschrien war als die Applikation für die junge Generation, der Spielplatz für Youngster und das Sammelbecken der Narzissten mit Selbstdarstellungsdrang – und solchen, die es noch werden wollten, ist heute im Kosmos Social Media nicht mehr wegzudenken.
Die offiziellen Nutzerzahlen von Instagram in Deutschland werden lange nicht so regelmäßig wie die von Facebook veröffentlicht, aber selbst die Hausnummern aus der Zeit vor 2020 sind eindrucksvoll. Schon 2018 knackte Instagram – oder kurz IG – die magische Zahl von einer Milliarde aktiver Nutzer weltweit, Deutschland kam damals bereits auf 15 Millionen monatlichen aktiven Usern. Seit Instagram zu Facebook gehört, werden im Börsenbericht die Userzahlen gemeinhin zusammengefasst. Nur so viel: Im April 2020 hatte das Facebookimperium über alle Apps (inkl. FB, WhatsApp, Instagram etc) einen großen Meilenstein nur sehr knapp verfehlt. Über alle Apps hinweg gibt es jetzt 2,99 Milliarden Nutzer. Und auch Corona hat hier noch mal eine Entwicklung gebracht: Laut allfacebook.de, die sich auf den offiziellen Börsenbericht des Onlineriesen berufen, ist die Anzahl der verschickten Nachrichten durch Corona um 50% gestiegen. Now we’re talking.
Der kleine Exkurs ins Reich der Zahlen zeigt einmal mehr: Wer jetzt noch meint, Social Media sei eine Eintagsfliege, irrt gewaltig. Gerade Reisebüros haben in großer Zahl zuerst den Kosmos Facebook entdeckt. Nach und nach tauchten die ersten Profile bei Instagram auf – langsam werden es mehr. Damit ist die erste echte Hürde geschafft: Den Mut zu haben, einfach auszuprobieren. Und dennoch: In Gesprächen mit Kunden und Interessenten sowie Reisebüroinhabern oder Franchisegebern aus unserem Netzwerk kommt die Frage immer wieder auf: Braucht ein Reisebüro überhaupt Instagram? Sind wir mit Facebook nicht schon bedient? Muss man auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen? Das sicher nicht, wenn es dabei aber um den Spagat zwischen FB und IG geht, sagen wir ganz klar: Must Have.
Die Zeiten des „willkürlich-Bildchen-postens“ sind lange vorbei. Dafür muss man verstehen, wie Instagram tickt, wie die User es nutzen und wieso es eine andere Ausrichtung hat als die große Schwester Facebook – die vom bildgewaltigen Nesthäkchen bald schon überholt werden könnte. Spätestens seit FB und IG einer Familie angehören, macht eine Präsenz Sinn. Wir können hier keinen kompletten Workshop in schriftlicher Form darlegen, aber auf jeden Fall ein Listing liefern, wieso Instagram für den stationären Reisehandel – also die Reisebüros und Agenturen – Sinn macht.
Instagram in erster Instanz als Vertriebskanal zu nutzen, macht (erstmal) wenig Sinn. Als First Touch Medium jedoch hat Instagram nicht nur eine Daseinsberechtigung, sondern ist Bestandteil einer jeden guten Marketingstrategie – um ein Grundrauschen und eine Präsenz zu schaffen. Kaum eine Branche hat mehr Geschichten zu erzählen – und zu bebildern – als die Reisebranche. Auch Stammkunden – die den first touch schon hinter sich haben – freuen sich bildliche Eindrücke und Stories. Das beschert auch direkt ein paar erste Follower Instagram hilft als First Touch Medium vor allem bei der Steigerung der Markenbekanntheit und der Imagebuilding.
Wichtig ist es, den Respekt vor Instagram abzulegen. Auf Instagram geht es nicht zwingend um das perfekte Bild – nicht um die ideal inszenierte Welt. Viele Reiseblogger und Influencer die damit erfolgreich sind, helfen nach und generieren künstlich Likes und Kommentare. Die Stichtworte von Instagram im 21. Jahrhundert sind Authentizität und Storytelling.
Reisebilder, Inspiration, Destinationseindrücke, Hotelaufnahmen – aber vor allem kann man auf Instagram den Unique Selling Point eines jeden Reisebüros zeigen: Die Mitarbeiter hinter all dem. Um deren Persönlichkeit, Schwerpunkte und Know-how nach außen zu tragen, ist oft gar nicht so viel Aufwand nötig, wie viele denken. Der Arbeitsalltag, Kundenabende, Messen und andere Teammaßnahmen können als Quelle für passende Bilder fungieren und so eine sehr persönliche Geschichte erzählen. Wie wir es gern herunterbrechen: Ein Selfie am Strand von Khao Lak kann deutlich wertvoller sein, als eine perfekte Aufnahme des eben gleichen Strandes, die es bereits zu hundertfach im Instagramkosmos kommt.
Um mit Instagram auch auf den stationären Handel zu verweisen – und die richtigen Personen zu erreichen, hilft es, Hilfsmittel wie Hashtags zu nutzen, die lokal funktionieren. Regionale Hashtags können helfen die lokale Sichtbarkeit zu steigern – bei dem bekannten Beispiel Khao Lak Strand, also nicht nur Hashtags mit Bezug zum Zielort und dem Bildmotiv nutzen, sondern auch solche, die den Standort des Büros berücksichtigen oder in der Region trenden. Als echtes Vertriebstool mit den nötigen Werkzeugen hinkt Instagram aktuell hinterher; es kann aber gut als Tool zur Aufmerksamkeitsgenerierung, Kommunikation und als nahbarer Kanal für Kundenbindung genutzt werden.
Abseits vom Franchise-CI, abseits von perfekt bearbeiteten Urlaubsbildern hat man bei Instagram die Möglichkeit, die Urlaubswelt zu zeigen – wie man selbst sie sieht. Als Reiseexperte hat man seinen ganz eigenen Blick auf Destinationen, Geheimtipps, kennt seine Kunden und kann deutlich persönlicher agieren, als zum Beispiel die großen Onliner, die für die Masse kommunizieren (müssen).
Wird bei Instagram großgeschrieben. Vergesst die Zahlen, es geht nicht zwingend darum, so viele Follower wie möglich zu haben; sondern darum, eine Community aufzubauen, die sich nicht nur für das Thema Reise, sondern vor allem auch für eure Perspektive darauf interessieren. Eine Community wächst langsam, aber stetig. Lieber 200 oder 500 qualitative Follower als das zehnfache, die eigentlich kein Interesse am Thema haben und nicht interagieren. Über Tools wie IG-Stories kann man seine Community direkt ansprechen, Antworten abfragen, über Abstimmungen Präferenzen einholen. Bei diesem Network wird das Wort Social als noch umgesetzt. Es ist ein Ort des Dialogs – das darf man nicht vergessen. Reines Bilder posten reicht nicht – der Austausch ist wichtig. Mit den eigenen Followern, anderen Profilen, gern auch anderen Vertretern der Branche.
Instagram bietet im Gegensatz zu Facebook heutzutage noch gute Chancen seine Reichweite organisch aufzubauen. Wo bei der großen Schwester FB oft schon Werbebudgets nötig sind, ist IG gnädig und spielt Postings deutlich besser aus – auch ohne Advertisingbudgets. Über die Hashtagverlinkung erreicht man die richtigen Zielgruppen, aussagekräftiges Bildmaterial sorgt für Herzchen bei Gefallen und durchdachte Captions provozieren User zu kommentieren. Wichtig bei Instagram ist außerdem, alle bereitgestellten Tools zu nutzen. Bilder, Videos, IG Stories, Livesessions, Alben – die Vielseitigkeit lässt das Profil aktiv wirken.
Bei Instagram geht es in erster Linie um B2C-Kommunikation. Aber auch im Reisesektor gibt es bereits Vorreiter, die es auch mit B2B über die Plattform versuchen. Erst vor kurzem hat Aldiana auf Instagram einen eigenen Kanal für Reisebüros eingerichtet. Über den Account @aldiana4partner will der bekannte Cluburlaubanbieter schneller auf Fragen und Wünsche von Vertriebspartnern eingehen, ein Youtube-Kanal zu ähnlichem Zweck ist bereits in Planung.
Quellen: www.allfacebook.de, www.touristik-aktuell.de, www.fvw.de,
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