New Work in der Touristik – Warum die Branche jetzt umdenken muss

22. April 2025

Maren

Fachkräftemangel und starre Strukturen? Wir und viele in der Touristikbranche fragen uns: Wie bleiben wir als Arbeitgeber*innen attraktiv? Wie können wir Talente in die Touristik bringen und halten? Wir wissen: New Work in der Touristik ist dabei kein nice to have – es wird zur Überlebensfrage für Arbeitgeber*innen, die auch morgen noch relevant sein wollen. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Nora Schweika weiß das auch. Sie ist Fachmensch für New Work und Touristik. Als Prokuristin und CMO der aer Reisemanufaktur/FAIRWEG und nebenberufliche New Work Trainerin. In Folge #27 unseres Podcasts „Turn Tourismus Around“ haben wir mit ihr gesprochen – über Hürden, Chancen und Wege, wie echtes New Work in der Praxis aussehen kann.

Lest weiter und erfahrt, was New Work ist. Was Job Crafting bedeutet. Und wieso das alles die Leistung steigert.

Was ist New Work wirklich? Mehr als flexible Arbeitszeiten im Tourismus

New Work ist mehr als ein Obstkorb und ein Tischkicker. Mehr als flexible Arbeitszeiten und gelegentliches Homeoffice. Mehr als das Aufzählen von Benefits. Viele reden über New Work, haben aber oft nicht wirklich verstanden, worum es dabei eigentlich geht – egal ob Arbeitgeber*in oder Arbeitnehmer*in. Der Begriff selbst ist übrigens gar nicht so neu: Bereits in den 1970er-Jahren wurde er vom Sozialphilosophen Frithjof Bergmann geprägt. Gemeint war – und ist bis heute – dass Menschen das tun, was sie wirklich wollen und können. Und zwar auf eine Weise, die sinnvoll und effektiv ist. Klingt logisch, oder?

Deshalb braucht es vor allem eins: echtes Zuhören. Wir müssen den einzelnen Menschen sehen und uns fragen: Welche Stärken, Talente und Interessen bringt die Person mit? Was brauchst du, um dein Potenzial zu entfalten?

Wir brauchen Jobs und Führungskräfte, die die Individualität jedes Einzelnen ernst nehmen. Flexible Arbeitszeiten, Remote Work oder hybride Modelle sind wichtige Werkzeuge auf dem Weg dorthin – aber eben nur das. Sie sind kein Selbstzweck, sondern Mittel, um Arbeit so zu gestalten, dass die Persönlichkeit der Menschen Raum bekommt und wirksamer Teil des Ganzen wird.

Nora Schweika ist ein großartiges Beispiel dafür, was New Work bedeuten kann: Sie ist Dozentin, Yogalehrerin, Mutter – und noch vieles mehr. Ihre vielfältigen Interessen und Rollen will sie nicht gegeneinander abwägen, sondern voll ausleben. Durch das Muttersein haben sich ihre Prioritäten verschoben, erzählt sie uns im Podcaststudio. Werte haben sich verändert, flexible Arbeitszeiten sind plötzlich essenziell – und genau davon profitiert sie heute enorm. Seit 6,5 Jahren ist Schweika Teil des Teams bei aer – und sagt heute selbstbewusst: „Ich habe mir meinen Traumjob gebastelt.“ Einen Job, der zu 100 % zu ihr passt. Im New-Work-Kontext nennt man das Job Crafting. Was genau dahintersteckt? Mehr dazu in unserer aktuellen Folge von Turn Tourismus Around.

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Job Crafting & Gen Z: Wenn Arbeit zur Persönlichkeit passt, entsteht Leistung

Job Crafting bedeutet, dass wir unseren Job aktiv mitgestalten – damit er zu uns passt, nicht umgekehrt. Dafür braucht es vor allem zwei Dinge: ein gutes Verständnis der eigenen Persönlichkeit und echte Gestaltungsspielräume – bei Arbeitszeiten, Arbeitsort, Verantwortung und der Art, wie wir arbeiten. Das Ergebnis? Mehr Motivation, mehr Energie, mehr Sinn. Der Job wird zur Kraftquelle statt zum Energieräuber. Und ja, auch die Leistung steigt – fast ganz von allein.

Die Generation Z hat das bereits verstanden: 4-Tage-Woche, 6-Stunden-Tag, Workation – es geht nicht darum, weniger zu arbeiten, sondern anders. Gesucht wird kein „bare minimum Job“, sondern eine Aufgabe, für die man brennt – in einem Umfeld, das Mitgestaltung, Mitdenken und persönliche Entwicklung ermöglicht. Job Crafting ist hier ein zentraler Ansatz. Und ganz ehrlich: Die 40-Stunden-Woche ist überholt. Niemand ist acht Stunden am Tag durchgehend produktiv.

An Arbeitsmodellen aus der Zeit der Industrialisierung festzuhalten und gleichzeitig die Fachkräfte der Zukunft gewinnen zu wollen – das passt nicht zusammen. Hybride Modelle hingegen – also die Kombination aus Präsenzzeiten und Remote-Arbeit – funktionieren. Gerade in der Tourismusbranche. Die aer Reisemanufaktur zeigt, wie es gehen kann: Flexible Arbeitsmodelle sind möglich und sinnvoll. Work-Life-Blending statt klassischer Work-Life-Balance: Denn kreative Ideen entstehen oft nicht zwischen zwei Meetings, sondern dort, wo Raum für Denken ist – im Café, auf einem Spaziergang oder im Homeoffice. Und genau das steigert am Ende auch unsere Leistungsfähigkeit.

Mut, Vertrauen & innere Arbeit: Die weichen Faktoren der Transformation

Was sind die ersten konkreten Schritte für Führungskräfte, um New Work wirklich in die Praxis zu bringen? Das wichtigste Learning: der erste Schritt geinnt bei uns selbst. Stichwort Inner Work oder innere Arbeit. Denn Führung beginnt mit Selbstführung.

Ein empfehlenswerter Einstieg: das Buch „New Work needs Inner Work“ von Joana Breidenbach und Bettina Rollow. Es zeigt, warum nur diejenigen offen, empathisch und vertrauensvoll führen können, die sich selbst gut kennen – und bereit sind, Kontrolle loszulassen, zuzuhören und Raum für Entwicklung zu schaffen.

Was es dafür braucht? Mut und Vertrauen – in sich selbst, in das Team und in die Idee, dass Arbeit auch anders funktionieren kann. Natürlich gibt es Herausforderungen. In der Touristik zum Beispiel heißt das: alte Hierarchien hinterfragen und schrittweise abbauen. Veränderung bringt Unsicherheit – das ist normal. Doch woran scheitern viele Unternehmen tatsächlich? Oft daran, dass sie gar nicht erst anfangen. Fehler gehören dazu. Perfektion hingegen führt oft zu Stillstand. Was wir brauchen, ist eine Kultur des Ausprobierens – Trial & Error – sowie ehrliches, kontinuierliches Feedback. „Gut genug“ bringt uns weiter.

Und wir müssen echte Kommunikation zulassen – nicht nur inhaltlich, sondern auch auf menschlicher Ebene. Vielfalt dabei nicht nur zu tolerieren, sondern aktiv zu leben, ist ein zentraler Teil von New Work. Sie bedeutet: Menschen dürfen echt sein. Ihre Unterschiedlichkeit ist kein Hindernis, sondern ein Gewinn.

New Work betrifft uns alle – und das ist gut so. Jetzt ist die Zeit, es anzupacken.

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